Welttag der Wiederbelebung

Am 16. Oktober, dem Welttag der Wiederbelebung, ruft das Rote Kreuz Tirol dazu auf, nicht wegzusehen, sondern im Notfall zu helfen. Nur wenn Menschen, die einen Atem-Kreislauf-Stillstand erleiden, sofortige Hilfe durch Ersthelfer:innen erhalten und zügig mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird, steigt die Überlebenschance. In Tirol sind bereits viele öffentliche Defibrillatoren (Defis) installiert, die im Notfall eine wichtige Unterstützung für die Ersthelfenden sind.   

Erste Hilfe – eine Hilfe, die rechtzeitig ankommt

„Aus medizinischer Sicht wissen wir, dass Menschen, die einen Atem-Kreislauf-Stillstand erleiden, nur dann reale Überlebenschancen haben, wenn Ersthelfer:innen sofort eingreifen“, sagt Thomas Fluckinger, Chefarzt vom Roten Kreuz Tirol. Denn: „Die Zeitspanne bis zum Eintreffen der Rettung ist entscheidend. Jede Minute ohne Herz-Druck-Massage senkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um rund zehn Prozent. Das beherzte Eingreifen der Ersthelfer:innen kann damit über Leben und Tod entscheiden.“

Öffentliche Defis – wissen, wo sie sind

In Tirol gibt es inzwischen zahlreiche öffentliche Defis, die im Notfall Leben retten können. Eine aktuelle Übersicht aller gemeldeten und eingepflegten Standorte findet sich beispielsweise unter defi.notrufnoe.at. Das Rote Kreuz Tirol ruft die Bevölkerung auf, sich im Alltag bewusst zu machen, wo der nächste Defi in der eigenen Wohn- oder Arbeitsumgebung verfügbar ist. Denn im Ernstfall zählt jede Sekunde. „Ein Defi ist so konzipiert, dass er auch von medizinischen Laien bedient werden kann. Wichtig ist nur, dass man sich traut, ihn einzusetzen, denn er kann den entscheidenden Impuls geben, der das Herz wieder zum Schlagen bringt“, erklärt Thomas Fluckinger.

Handeln rettet – das Beispiel Innsbruck zeigt‘s
Wie wichtig schnelles und mutiges Eingreifen ist, zeigte erst kürzlich ein Notfall am Innsbrucker Marktplatz: Eine 52-jährige Person brach leblos zusammen. Passant:innen starteten sofort mit der Wiederbelebung, die Polizei unterstützte und rasch kam auch ein Defi zum Einsatz. Noch bevor das Rettungsteam eintraf, hatte die Person wieder einen stabilen Kreislauf. „Dieser Fall ist nur einer von vielen der zeigt, wie wichtig es ist, dass Ersthelfer:innen handeln“, erläutert Thomas Fluckinger. „Das Zusammenspiel von sofortiger Wiederbelebung, schneller Defi-Nutzung und einer perfekt funktionierenden Rettungskette ermöglicht solche Erfolgsgeschichten.“ Fluckinger verweist in dem Zusammenhang auch auf die Registrierung bei der Team Österreich Lebensretter-APP. „Per APP werden registrierte freiwillige Ersthelfer:innen alarmiert, wenn es in ihrer unmittelbaren Nähe zu einem Atem-Kreislauf-Stillstand kommt. Sie können rasch am Einsatzort sein und so mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Auch dieses System trägt wesentlich dazu bei, dass die Überlebenschancen bei einem Atem-Kreislauf-Stillstand steigen“. 

Frauen erhalten seltener eine Wiederbelebung – ein unterschätztes Problem
Frauen mit außerklinischem Atem-Kreislauf-Stillstand erhalten seltener von Ersthelfer:innen eine Wiederbelebung als Männer. Eine Analyse aus den Niederlanden etwa belegt, dass die Rate der Wiederbelebungsversuche durch Laien bei Frauen 67,9 % gegenüber 72,7 % bei Männern beträgt. Auch weitere, internationale Forschungsarbeiten liefern Befunde, dass Frauen bei einem öffentlich erlittenen Atem-Kreislauf-Stillstand um rund 5–14 % seltener Wiederbelebungsmaßnahmen erhalten. „Die Ursachen hierfür“, so Thomas Fluckinger, „liegen vor allem in der Unsicherheit, in Berührungsängsten, Furcht vor Verletzungen und stereotypen Annahmen. Gerade deshalb ist es uns als Rotes Kreuz so wichtig, in der Bevölkerung Hemmschwellen abzubauen und zu vermitteln, dass Erste Hilfe unabhängig vom Geschlecht geleistet werden muss. Das Herz macht keinen Unterschied zwischen Mann und Frau und auch wir als Ersthelfer:innen dürfen das nicht. Niemand soll Angst davor haben, zu helfen, wenn Hilfe zum Überleben nötig ist“, so Fluckinger. 

Jetzt Erste Hilfe Kurs machen

Die in Tirol lebenden Menschen in Erster Hilfe zu schulen, gehört zu den zentralen Aufgaben im Roten Kreuz. Auch Günther Ennemoser, Präsident vom Roten Kreuz Tirol, ruft dazu auf, Verantwortung zu übernehmen: „Wie Wiederbelebung gelingt, das lernt man in einem Erste Hilfe Kurs vom Roten Kreuz. Und liegt der Erste Hilfe Kurs schon einige Zeit zurück, dann lohnt es sich, die Erste Hilfe Kenntnisse wieder aufzufrischen. Ersthelfer:innen machen den Unterschied in unserer Gesellschaft. Denn im Notfall kann das mutige Eingreifen ein Menschenleben retten“, appelliert Ennemoser. 

Bild: Österreichisches Rotes Kreuz|Markus Hechenberger