ARGE-ALP-Regierungschefkonferenz

Vergangenen Freitag fand in Trient (Italien) die 56. Regierungschefkonferenz der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP) statt. VertreterInnen der zehn Mitgliedsländer aus Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz berieten über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsthemen im Alpenraum. Für Tirol nahm LHStv Josef Geisler teil. Im Mittelpunkt der Konferenz standen insbesondere der länderübergreifende Umgang mit großen Beutegreifern, Strategien für die Zukunft der Bergregionen sowie die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit beim Schutz vor Naturgefahren. 

Länderübergreifende Plattform für Wolfsmanagement

Ein Schwerpunkt der Beratungen galt den großen Beutegreifern und dem Umgang mit der Rückkehr des Wolfes in die Alpen. Seit Beginn der 2000er-Jahre breitet sich der Wolf in Italien, Deutschland, Österreich und der Schweiz wieder stetig aus. Zwischenzeitlich hat die alpine Wolfspopulation ihren günstigen Erhaltungszustand erreicht. Damit wächst der Handlungsbedarf, die Koordination zwischen den Alpenländern zu verbessern, um den Schutz der Almwirtschaft, die öffentliche Sicherheit und den Artenschutz in Einklang zu bringen.

Auf Antrag Tirols wurde der Aufbau einer länderübergreifenden Plattform für das Wolfsmanagement beschlossen. Grundlage dafür ist das gemeinsame Monitoring der Mitgliedsländer, welches bereits seit dem Jahr 2023 durchgeführt wird. Mit dem nun von Tirol eingebrachten Antrag soll eine länderübergreifende Plattform technisch umgesetzt werden. Damit wird das bisherige gemeinsame Monitoring weiterentwickelt. Die Plattform soll künftig eine gemeinsame Datengrundlage schaffen, auf der die Alpenländer Informationen zu Wolfsentnahmen und Monitoringdaten erfassen und austauschen. Ziel ist ein abgestimmtes, grenzüberschreitendes Bestandsmanagement, das eine gezielte und nachvollziehbare Steuerung der Wolfspopulation ermöglicht und Konflikte mit NutztierhalterInnen langfristig reduziert.

„Der Wolf kennt keine Landesgrenzen – darum braucht es auch beim Management eine gemeinsame, überregionale Herangehensweise. Die neue Plattform ist ein wichtiger Schritt, um Wolfsbestände künftig länderübergreifend zu erfassen und Maßnahmen abgestimmt umzusetzen. Das schafft Klarheit, Transparenz und Verlässlichkeit für alle Beteiligten – insbesondere für unsere Alm- und Weidewirtschaft“, betont LHStv Geisler.

Kooperation beim Schutz vor Naturgefahren

Im Rahmen eines Fachworkshops tauschten ExpertInnen der ARGE-ALP-Länder Erfahrungen auch zur präventiven Bewältigung von Naturgefahren und Katastrophen aus. Aufbauend auf einer von Tirol im Vorjahr angestoßenen Initiative wurde die gemeinsame Strategie weiterentwickelt, die künftig Maßnahmen in den Bereichen Raumplanung, Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz sowie Wildbach- und Lawinenverbauung umfasst. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit der Alpenländer gegenüber Naturgefahren zu erhöhen und gemeinsame Standards für Prävention und Krisenmanagement zu etablieren.

Jugend, Berge und Zukunft

Ein weiteres Schwerpunktthema der Konferenz war die demografische Entwicklung in den alpinen Regionen. Mit der Resolution „Jugend und Berge: Politik für eine Zukunft, die es zu erklimmen gilt“ bekennen sich die Mitgliedsländer dazu, junge Menschen stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden und die Berggebiete als attraktive Lebensräume zu gestalten. Geplant sind Investitionen in Mobilität, Digitalisierung, Gesundheitsversorgung, Bildung und leistbares Wohnen, um Perspektiven für die jüngere Generation im Alpenraum zu schaffen und Abwanderung entgegenzuwirken.

Vorarlberg ist neues Vorsitzland

Im Rahmen der Regierungschefkonferenz wurde der jährlich wechselnde Vorsitz des Alpenbündnisses übergeben: von der Autonomen Provinz Trient im Norden Italiens an das Land Vorarlberg. 

Über die ARGE ALP

Neben Tirol umfasst die ARGE ALP die Länder Salzburg, Vorarlberg und Bayern, die Lombardei, das Trentino und Südtirol sowie die schweizerischen Kantone Tessin, Graubünden und St. Gallen. Tirol hatte zuletzt im Jahr 2022 die Präsidentschaft inne, in dem das 50-jährige Jubiläum des Alpenbündnisses gefeiert wurde. Gegründet wurde die ARGE ALP am 12. Oktober 1972 auf Initiative von Eduard Wallnöfer in Mösern in Tirol. Im Rahmen der ARGE ALP nehmen sich die Mitgliedsländer gemeinsam wichtigen grenzüberschreitenden Themen wie Verkehr, Berglandwirtschaft, Energie oder Klimaschutz an.

Bild: Autonome Provinz Trient