Weniger Badegäste, vorerst stabilisierte Wasserqualität: Nach Jahren zunehmender Belastung konnte sich das fragile Ökosystem am Piburger See im Regensommer 2025 kurzfristig erholen. Doch die grundlegenden Probleme bleiben bestehen – und mit ihnen die Herausforderung dauerhaftes Umdenken bei den Seebesucher:innen herbeizuführen.
Der Piburger See gilt als eines der beliebtesten Badegewässer Tirols – und als ökologisches Sorgenkind. In den vergangenen Jahren haben klimatische Entwicklungen und unsensible Nutzung des Uferbereichs zu einer deutlichen Verschlechterung der Wasserqualität geführt. Heißere Sommer und anhaltende Trockenperioden führten dazu, dass die Sauerstoffsättigung in den tieferen Schichten besorgniserregend abnahm und sich zunehmend in Richtung der Wasseroberfläche verlagerte. Im zurückliegenden Sommer zeigte sich erstmals ein gegenteiliger Trend: „Gerade im Juli war das Wetter alles andere als sommerlich“, berichtet Bürgermeister Hansjörg Falkner. Die Zahl der Badetage sei gering gewesen, die Besucherfrequenz in der öffentlichen Badeanstalt spürbar zurückgegangen. Das hat auch die Nutzung der sensiblen Uferzonen reduziert.
Messwerte bestätigen stabile Wasserqualität
Eine aktuelle Auswertung der Universität Innsbruck belegt: Die Wasserqualität des Sees hat sich in den vergangenen Monaten zumindest nicht weiter verschlechtert. „Die Sauerstoffsituation in den tieferen Wasserschichten ist etwas besser als in den Vorjahren. Auffällig ist, dass der Sauerstoff erst im September vollständig verbraucht war. In den vergangenen Jahren trat dieser Zustand deutlich früher ein. Allerdings sind die Gesamtphosphorkonzentrationen nicht zurückgegangen. Man erkennt zudem, dass im Juni und Juli eine geringere Algenbiomasse vorhanden war und nur im August hohe Werte gemessen wurden“, erklärt der Gewässerökologe Professor Ruben Sommaruga von der Universität Innsbruck.
Problemzone Ufer: Wo das Gleichgewicht verloren geht
Neben klimatischen Faktoren wirkt sich das Verhalten der Besucher:innen erheblich auf das ökologische Gleichgewicht aus. Ein zentrales Problem bleibt das Wildbaden. Wer sich außerhalb der Badeanstalt niederlässt, beschädigt nicht nur die Ufervegetation, sondern trägt auch zur Erosion bei. Das ungeschützte Erdreich wird durch Starkregen ins Wasser gespült – mit dem Ergebnis, dass sich der Nährstoffgehalt des Sees erhöht. Zusätzliche Belastung entsteht durch das Urinieren im Wasser, insbesondere durch jene Besucher:innen, die die vorhandenen Sanitäranlagen meiden.
Aufklärung als Schlüssel – mit ersten Effekten
Die Gemeinde hat im Sommer 2025 verstärkt auf Bewusstseinsbildung gesetzt. Eine umfassende Informationskampagne sollte zur Sensibilisierung beitragen. „Auch wenn der Sommer nicht repräsentativ war – man hatte an den wenigen schönen Tagen doch das Gefühl, dass eine gewisse Achtsamkeit angekommen ist“, so Falkner.
Ausblick: Hoffnung auf Einsicht statt Verbote
Trotz vorsichtiger Zuversicht bleibt der Bürgermeister realistisch. „Es werden wieder heiße Sommer kommen. Dann wird sich zeigen, ob die Botschaft ausschließlich die Badeanstalt zu nutzen, wirklich verankert ist.“ Sollte sich das Verhalten nicht grundlegend ändern, müsse langfristig auch ein Betretungsverbot für bestimmte Uferbereiche in Erwägung gezogen werden. „Wir hoffen alle, dass es nicht so weit kommt“, sagt Falkner – und appelliert an die Eigenverantwortung der Besucher:innen.
Bild: Ötztal Tourismus / Christoph Nösig