Anlässlich seiner Generalversammlung am 25. Juni in Rum zieht das Rote Kreuz Tirol Bilanz über das Jahr 2024 – und feiert gleichzeitig ein bedeutendes Jubiläum: Seit 80 Jahren leisten tausende freiwillige und hauptamtliche Mitarbeiter:innen täglich Hilfe in unterschiedlichen Not- und Lebenslagen. Die Zahlen 2024 belegen einmal mehr: Das Rote Kreuz Tirol ist eine unverzichtbare Stütze im Gesundheitssystem und in der Gesellschaft.
Verlässlicher Partner in der Krise
„Die Leistungsbilanz für das vergangene Jahr 2024 zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig und umfangreich die Arbeit des Roten Kreuzes heute ist“, bringt es Günther Ennemoser, seit 2020 Präsident des Roten Kreuzes Tirol, auf den Punkt. So wurden 189.000 Patient:innen in 164.089 Rettungseinsätzen, 21.375 Notarzteinsätzen sowie über 2.300 zeitkritischen Interhospitalverlegungen betreut. Dazu kommen 188.814 qualifizierte Krankentransporte. Die Teams im Rettungsdienst sind gefordert, doch auf sie ist rund um die Uhr Verlass.
Auch in der Katastrophenhilfe und Krisenintervention ist das Rote Kreuz Tirol ein professioneller Partner. Fast 3.800 Menschen wurden von den Kriseninterventionsteams begleitet – in Momenten, in denen oft nichts mehr ist, wie es war. 180 Zelte, 60 Notstromaggregate und 67 medizinische Großunfallsets stehen für den Ernstfall bereit und sichern die schnelle Einsatzfähigkeit bei plötzlichen Katastrophen- oder Großschadensereignissen.
Auf ein ebenso erfolgreiches Jahr 2024 blickt der Blutspendedienst Tirol zurück. Mit 36.843 Vollblutspenden hat das Team vom Blutspendedienst Tirol gemeinsam mit den 27.726 Blutspender:innen die in Tirol benötigten Blutkonserven zur Verfügung gestellt.
Gesundheits- und Soziale Dienste – die „stille“ Hilfe
Die Gesundheits- und Sozialen Dienste des Roten Kreuzes Tirol sind nicht immer laut, aber für viele Menschen lebenswichtig. Über 740.000 Kilogramm Lebensmittel wurden im Jahr 2024 über die Team Österreich Tafel an bedürftige Menschen ausgegeben. Kinder, junge Erwachsene und Familien wurden durch Programme wie „Gesund ins Leben“, das Kindertageszentrum „Seifenblase“ oder durch den Zugang zum angespannten Tiroler Wohnungsmarkt unterstützt. Im Projekt Medcar(e) wurden 1.352 medizinische Behandlungen und über 300 Sozialberatungen für Menschen ohne Versicherung durchgeführt. „Gerade in einer Zeit wachsender Unsicherheit zeigt sich, wie notwendig es ist, eine starke soziale Infrastruktur zu haben“, unterstreicht Günther Ennemoser die Bedeutung der Gesundheits- und Sozialen Dienste im Roten Kreuz.
Im Bereich Migration und Zusammenleben zeigt sich deutlich: Hilfe kennt keine Grenzen. Mehr als 10.000 Beratungen wurden 2024 allein in der Familienzusammenführung durchgeführt und mehr als 30 Fälle im Suchdienst bearbeitet. Im Rahmen zahlreicher unterschiedlicher Workshops trägt das Rote Kreuz aktiv dazu bei, dass ein friedliches Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft in Tirol gelingen kann.
Die Mitarbeiter:innen als Basis der Organisation
Das Jugendrotkreuz wiederum ermöglichte über 1.100 Kindern Lernbegleitung und brachte rund 300 Erste-Hilfe-Kurse an Tirols Schulen. Auch die Aktion „Weihnachtspakete für Bedürftige“ wurde wieder mit großer Beteiligung umgesetzt – über 1.500 Pakete fanden ihren Weg zu Menschen in schwierigen Lebenssituationen und die sich Feste wie Weihnachten nicht leisten können. In den 28 Tiroler Rotkreuz-Jugendgruppen engagieren sich 393 junge Menschen und setzen sich kritisch mit humanitären Werten in den Jugendgruppenstunden auseinander.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Ausbildung: Mehr als 20.000 Menschen wurden im vergangenen Jahr durch die Rotkreuz-Mitarbeiter:innen in Erster Hilfe geschult. Damit setzt das Rote Kreuz ein starkes Zeichen für Prävention und Selbstwirksamkeit. Das Rote Kreuz bildet aber auch die eigenen Mitarbeiter:innen stetig weiter. 2024 wurden 2.607 interne Schulungen umgesetzt.
„All diese Zahlen sind nur mit unseren Mitarbeiter:innen möglich“, ist Günther Ennemoser stolz auf die Belegschaft. Über 6.800 Freiwillige engagieren sich regelmäßig beim Roten Kreuz Tirol, fast ein Drittel davon ist unter 30 Jahre alt. Dazu kommen über 1.000 hauptamtliche Mitarbeitende und mehr als 500 Zivildienstleistende, die gemeinsam ein Netzwerk bilden, das Tag für Tag Leben rettet, Hoffnung gibt und Zusammenhalt stiftet.
Ein Blick zurück: Acht Jahrzehnte im Zeichen der Hilfe
Gegründet wurde der Landesverband Tirol des Roten Kreuzes im Jahr 1945, nur wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Zur Verfügung stand damals nicht viel. „Genau genommen waren es 17 Rettungsfahrzeuge für das gesamte Bundesland und der unbeirrbare Wille zu helfen“, blickt Günther Ennemoser zurück auf die Anfänge. Damals wie heute ging es darum, da zu sein, wenn Menschen in Not geraten oder individuelle Schicksalsschläge plötzlich alles verändern. Ennemoser: „Was über die Jahrzehnte erfolgte, war der Aufbau einer Organisation, die heute mit den Bezirks- und Ortsstellen, 55 Rettungsdienststandorten, 13 Notarztstützpunkten und über 7.000 Mitarbeitenden nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken ist“.
Die Geschichte des Roten Kreuzes Tirol ist eng mit den Herausforderungen und Umbrüchen der Zeit verwoben. 1947 wurde das Jugendrotkreuz neu gegründet, 1951 fand die erste Blutspendeaktion statt – zwei Beispiele für Entwicklungen, die heute tragende Säulen des Rotkreuz-Alltags bilden. In den 1980er-Jahren brachte das neue Tiroler Rettungsgesetz erstmals verbindliche Qualitätsstandards. Die Olympischen Winterspiele in Innsbruck 1964 und 1976, aber auch Naturkatastrophen wie die Lawine von Galtür, Flüchtlingsbewegungen und zuletzt die Corona-Pandemie stellten das Rote Kreuz Tirol auf die Probe – und machten es gleichzeitig noch stärker.
„Wir haben uns von einer Nothilfeorganisation mit bescheidenen Mitteln zu einem modernen, international vernetzten und regional tief verankerten System der Menschlichkeit entwickelt“, sagt Ennemoser. „Was dabei immer geblieben ist: unser klarer Auftrag, für die Würde, Gesundheit und Sicherheit aller Menschen einzutreten.“
Zukunft mit Haltung
Mit dem Erwerb eines Grundstücks für ein neues, nachhaltiges Landesverbandsgebäude hat das Rote Kreuz Tirol 2025 einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft getan. Die bestehenden Räumlichkeiten in Neu-Rum stoßen längst an ihre Grenzen. „Ein modernes Gebäude ist eine Notwendigkeit, um die Qualität unserer Arbeit weiterhin gewährleisten zu können“, erklärt Günther Ennemoser. Auch strukturell geht das Rote Kreuz Tirol mit der Zeit: Die Bündelung der Geschäftsführung von Landesverband und Rettungsdienst Tirol GmbH sowie die langfristige Verlängerung der Verträge mit dem Land Tirol im Bereich des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes sichern Stabilität und Qualität.
„Wir blicken auf 80 Jahre bewegte Geschichte zurück“, sagt Günther Ennemoser abschließend. „Unser Weg war immer klar: Menschlichkeit ist unersetzlich. Und die Menschlichkeit wird auch in Zukunft unser Kompass sein“.
Bild: Rotes Kreuz Tirol