Tourismuskolleg Innsbruck in Oberland DABEI

Branchengrößen fordern Rettungsmaßnahmen für Tourismuskolleg Innsbruck

Fast 50 Jahre nach seiner Gründung steht nun ein großes Fragezeichen hinter der Zukunft des Tourismuskolleg Innsbruck (TKI) – Schließungsgefahr inklusive. Tirols Touristiker fordern Maßnahmen zur Rettung der Ausbildungseinrichtung. Die Branche sei ohnehin schon stark vom Fachkräftemangel betroffen und ein Aus des Kollegs, so wird befürchtet, würde diesen noch verstärken.

Im Jahre 1974 erlebte das damals so genannte „Kolleg für Fremdenverkehr“ in Innsbruck seine Geburtsstunde. Bis heute wurden nahezu 4000 Studierende aus über 30 Nationen, von denen weit mehr als die Hälfte nach dem Abschluss in einschlägigen Berufen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft tätig sind und waren, am Kolleg ausgebildet. Großes Engagement und höchste Kompetenz in Verwaltung und Lehre sorgen für qualifizierte Absolventen. Nun droht ein Aus auf Grund rückgängiger Schülerzahlen.

Direktor Christian Grote ist dennoch optimistisch: „Die Pandemie ist mit Sicherheit ein Hauptgrund für die aktuell schwachen Anmeldezahlen. Ich rechne damit, dass mit Ende der Krise auch das Bildungsangebot am Kolleg wieder vermehrt angenommen werden wird. Außerdem meldet sich der Großteil der Interessentinnen und Interessenten erfahrungsgemäß erst nach der Matura im Mai an.“

Mario Gerber, Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol warnt vor einer allzu voreiligen Schließung: „Der Arbeits- und Fachkräftemangel im Tiroler Tourismus hat bereits jetzt dramatische Ausmaße angenommen. Aktuell fehlen der Branche 30.000 bis 33.000 qualifizierte Mitarbeiter. Der Tourismus befindet sich de facto in einer Jobkrise und das Ende des Kollegs, welches die Basis für kompetentes Personal legt, würde diese nur weiter verschlimmern. Insbesondere die Ausbildung, die am TKI angeboten wird, muss bestehen bleiben, da sich diese stark von allen anderen Angeboten unterscheidet. Es ist wichtiger denn je, jetzt noch mehr auf Kommunikation und Aufklärung zu setzen, um den Ruf vom Tourismus als Arbeitgeber ins rechte Licht zu rücken und die Begeisterung für touristische Arbeitsplätze zu wecken. Ein Zusperren der Schule wäre das falsche Signal.“

Auch WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schulz, zeigt sich über eine mögliche Schließung beunruhigt: „Das TKI ist die Eintrittskarte in vielfältige Tätigkeitsbereiche der spannenden Tourismusbranche. Studierende aus der ganzen Welt werden kostenlos zu diplomierten Tourismusfachkräften ausbildet. Die Ausbildung garantiert einerseits Abgängern beste Berufsaussichten in Spitzenpositionen und andererseits Betrieben einen Pool hochqualifizierter Mitarbeiter, die dringend benötigt werden.“

„Der Tourismus lebt von jungen, motivierten Menschen, die in Hotellerie und Gastronomie nachrücken“, so Benjamin Parth, Küchenchef des Gourmetrestaurants Stüva im Hotel YSCLA in Ischgl. Dazu brauche es entsprechend spezialisierte Ausbildungsangebote. Insofern sei es ein schlechtes Zeichen, wenn eine renommierte touristische Ausbildungsstätte geschlossen werden soll – speziell in einer Zeit, in der eine Vorzeigedestination wie Tirol unter akutem Fachkräftemangel leidet. „Mehr denn je sollten wir jungen Menschen aufzeigen, wie erfüllend und perspektivenreich eine Tätigkeit im Tourismus und konkret in der Gastronomie ist. Gut ausgebildete Fachkräfte aus Tirol sind auf der ganzen Welt gefragt und werden aber mehr denn je auch hier im Land benötigt. Ich appelliere an die Verantwortlichen, nichts unversucht zu lassen, um die drohende Schließung des Tourismuskollegs in Innsbruck abzuwenden. Weil es auch weiterhin bestens ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Branche braucht“, führt der im Gault&Millau 2022 bestbewertete Haubenkoch Tirols weiter aus.

Der Geschäftsführerin des Alpenresort Schwarz, Katharina Pirktl bereitet der akute Personalmangel sorgen: „Menschen verschiedene exzellente Ausbildungsmöglichkeiten in einem Land zur Verfügung zu stellen, ist äußerst wichtig für unsere Zukunftsfähigkeit. Die Dauer, die Intensität und die Inhalte können stark variieren – die Möglichkeit frei auszusuchen ist hier essenziell. Wichtig ist, dass junge Leute wählen können und das tun, was zu ihnen passt und ihnen Freude bereitet. Ausbildungen im Tourismus lehren den jungen Menschen soziale Kompetenzen, Selbstbewusstsein und unterstützen, dass wir Werte wie Herzlichkeit, Dienstleistungsbereitschaft und Empathie weiterhin als wichtige Grundbasis in unserem Menschsein erhalten.“

Titelbild: Andreas Langreiter