Mittelschule

„Die Kinder – die sind sowieso top“

Die Verkündung des zweiten Lockdowns und damit verbundene Schulschließungen, als einen der prägnantesten Eckpunkte, löste bei Schülern, Eltern und Pädagogen im ersten Moment wenig Begeisterung aus. Die Sichtweise hat sich im Falle der Mittelschule St. Anton am Arlberg nach einer Woche Homeschooling komplett verändert: Alle Seiten zeigen sich positiv überrascht – die Umsetzung erweist sich als vorbildlich funktionierend. Zu verdanken ist dies in erster Linie dem Lehrerteam, das seit Monaten intensiv an einer (für alle zufriedenstellenden) Distance-Learning-Lösung tüftelte. 

Bis die Kinder wieder „ihre“ Mittelschule St. Anton am Arlberg besuchen können, werden sie mittels Homeschooling unterrichtet – diese Lösung erweist sich für alle Seiten als sehr zufriedenstellend. Fotos © Günther Öttl 

Zur Vorgeschichte: Die Mittelschule St. Anton am Arlberg ist insofern als „Sonderfall“ zu bezeichnen, weil die Schule im Gegensatz zu anderen Schulen im Rahmen des ersten Lockdowns behördlich geschlossen wurde. Weder Pädagogen noch Schüler durften das Schulgebäude noch betreten – von einer Stunde auf die andere war alles anders. Die Umstellung auf Homeschooling erfolgte plötzlich, sehr unerwartet und vor allem auch unvorbereitet: „Nicht einmal meinen Laptop konnte ich noch holen“, erinnert sich Pädagoge Daniel Thönig an die Situation im März 2020, sein Kollege Günther Öttl, ebenfalls Pädagoge an der MS St. Anton am Arlberg und stellvertretender Schulleiter ergänzt: „Beim ersten Lockdown waren alle überrascht – anfangs haben wir versucht, mit der Dropbox zu arbeiten, dann via Moodle (Lernmanagementsystem des Tiroler Schulnetzes) – das Problem hierbei, die Kinder konnten nur chatten und nicht miteinander bzw. mit dem Lehrer sprechen. In weiterer Folge wurde das TSNmeeting des Tiroler Schulnetzes für Videoanrufe verwendet.“ Während die Schüler im ersten Lockdown nach Wochenplänen gearbeitet haben, haben sich die Pädagogen im Hintergrund schon intensiv mit Microsoft Teams auseinandergesetzt, Daniel Thönig, im Vorjahr war er zudem Klassenvorstand einer ersten Klasse, arbeitete mit seiner Klasse im Unterrichtsfach Deutsch schon im Frühjahr mit dieser Microsoft-Plattform. 

….selbst der Turnunterricht kann mittels „Distance Learning“ erfolgen, im Bild zu sehen: Ein Kind, das Balanceübungen nach Anleitung macht. 

Kein Vergleich zum Frühjahr. Bei einer Sache sind sich nun auch alle einig: Die zweite Homeschooling-Phase im November/Dezember ist kein Vergleich zur Ersten, so sehen das auch die Pädagogen: „Ich habe 3.800 SMS-Nachrichten und tausende Minuten telefoniert, teils mit Eltern bis 22 Uhr abends. Auch wurden sämtliche privaten Endgeräte von allen Lehrpersonen genutzt“, erinnert sich Daniel Thönig. Bei der Eröffnungskonferenz zum neuen Schuljahr im September 2020 sprachen sich die Pädagogen (im Falle eines erneuten Lockdowns) für ein einheitliches Arbeiten mit Microsoft Teams aus und bereiteten sich alle geschlossen und intensiv auf eine weitere Homeschooling-Phase vor: „Jeder Lehrer wurde gebeten, die Schüler in seinem jeweiligen Unterrichtsfach entsprechend vorzubereiten. Und – alle haben mitgemacht. Auch haben wir uns zu Schulungszwecken nachmittags via Teams verabredet und uns gegenseitig unterstützt bzw. geholfen“, erzählen Günther Öttl und Daniel Thönig unisono, die besonderen Dank dem „Mastermind im Hintergrund“, dem Administratoren Thomas Geiger, aussprechen – unterstützt wird die Schule auch von Wolfgang Schöller und dem Verein SoViSta, die Schülern kostenlose Leihgeräte zur Verfügung stellen. Das Credo an der Mittelschule ist nun klar definiert: Homeschooling findet nach regulärem Stundenplan statt, den Schülern soll dabei so viel Normalität wie möglich eingeräumt werden. „Aktuell herrscht großes Zittern, welche Maßnahmen nach dem 7. Dezember von Seiten der Bundesregierung umzusetzen sind – ein Schichtbetrieb würde uns vor neue Herausforderungen stellen“, meint Daniel Thönig. 

Die Schüler haben Unterricht nach ihrem regulären Stundenplan, anders ist nur der Lernort. 

„Profitieren als eLearning-Schule.“ Lobende Worte in Anbetracht an das jetzige Homeschooling-Konzept kommen auch von Seiten der Schulleitung, Direktorin Eva Neumann erklärt: „Die Kinder lernen hierbei, mit herausfordernden Situationen  umzugehen. Diese Situation fördert die Resilienz und bringt auch Chancen mit sich, so siehts auch Eva Neumann: „Die Kinder profitieren davon – sie mussten sich plötzlich auf Neues einstellen.“ Verallgemeinern kann man aber auch hier nicht, Eva Neumann erklärt: „Man kann immer nur vom eigenen Schulstandort sprechen – deswegen halte ich auch autonome Entscheidungen für wichtig und richtig“ und: „Für unseren Standort kann ich nur sagen, dass wir ein höchst engagiertes Lehrerteam haben. Auch sind an unserer Schule (die MS St. Anton am Arlberg ist zertifizierte eLearning-Schule) die Voraussetzungen vorhanden. Ich empfinde Dankbarkeit für die Eltern für ihr Vertrauen in die Lehrer, für die Lehrer, die mit Herzblut dabei sind und die Kinder – die sind sowieso top“, zieht Eva Neumann eine positive Bilanz nach der ersten Homeschooling-Woche. Lob kommt auch von Seiten der Eltern, Ursula Werner, die Elternvertreterin der Klasse 1B erklärt: „Es ist großartig, was die Schüler leisten und was die Lehrer leisten und bereits geleistet haben – wieviel Hirnschmalz und Arbeit dahinter steckt, kann unsereins wahrscheinlich nicht einmal erahnen“ und: „Die Kinder werden via Microsoft Teams nach Stundenplan unterrichtet, sie können Fragen stellen, sehen sowohl Lehrer als auch Klassenkameraden und haben den ganzen Nachmittag frei. Es könnte nicht besser laufen.“