Obdachlose in Oberland DABEI

Ein geschützter Raum in der kalten Jahreszeit

Mit den sinkenden Temperaturen werden die Nächte auf der Straße für obdachlose Menschen eine – oft lebensbedrohliche – Herausforderung. Um Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, gerade in der kalten Jahreszeit zu unterstützten, nehmen die Winternotschlafstellen in Tirol wieder ihren Betrieb auf.

In Innsbruck betreibt die Tiroler Soziale Dienste GmbH (TSD) eine Notschlafstelle, die ganzjährig geöffnet hat. In Kufstein und Lienz öffnen die TSD-Winternotschlafstellen im November: Während die Unterkunft in Kufstein bereits diese Woche wieder ihren Betrieb aufgenommen hat, öffnet die Winternotschlafstelle in Lienz kommenden Montag, den 14. November, ihre Türen. In der Landeshauptstadt wird das Angebot an Nächtigungsmöglichkeiten außerdem durch die vom Roten Kreuz betreute Winternotschlafstelle ergänzt. Diese öffnet morgen, Sonntag, den 13. November. Insgesamt bieten die Tiroler Notschlafstellen – die vom Land Tirol unter Einbindung der Gemeinden finanziert werden – damit Platz für rund 130 Personen. Soziallandesrätin Eva Pawlata appelliert auch an die Bevölkerung, hinzuschauen und zu helfen: Hierfür steht die TSD-Kälte-HOTline zur Verfügung, die mit 1. November wieder ihren Dienst aufgenommen hat. Unter der Nummer 0512 21447 können rund um die Uhr Notfälle gemeldet werden – etwa wenn sich wohnungslose Personen nicht mehr selbst versorgen können oder aufgrund niedriger Außentemperaturen gesundheitsgefährdende Umstände bestehen.

„Stellen Sie sich vor, bei Minusgraden auf der Straße zu schlafen – für viele wohnungslose Menschen ist dieses Szenario Realität. Die Notschlafstellen sind daher im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendig. Dabei gilt es, sich vor zu Augen zu halten: Jede und jeder von uns kann in eine Notlage geraten und sein Dach über dem Kopf verlieren – sei es aus Krankheit, familiären Veränderungen, Jobverlust oder anderen Gründen. Es ist unsere Verantwortung als Mitbürgerinnen und Mitbürger, diesen Menschen mit Unterstützung und Solidarität zu begegnen. Dazu gehört auch, speziell in den kommenden Monaten Zivilcourage zu zeigen, wenn wir frierende und hilfebedürftige Menschen auf der Straße sehen“, betont LRin Pawlata.

Ein Schlafplatz und mehr.

Alle vom Land Tirol organisierten Notschlafstellen bieten neben einer Schlafmöglichkeit auch warme Mahlzeiten, Dusch- und Waschmöglichkeiten sowie soziale Unterstützung an. So stehen zusätzlich SozialarbeiterInnen vor Ort für Beratungen, Kriseninterventionen und für die Vermittlung zu anderen Einrichtungen zur Verfügung. „Besonderen Wert legen wir darauf, unseren Klientinnen und Klienten mit Wertschätzung und auf Augenhöhe zu begegnen und sie in allen Angelegenheiten bestmöglich zu unterstützen“, führt Stefan Biebel, Leiter der Gesundheit und Sozialen Dienste des Roten Kreuz Innsbruck, aus.

Rund 2.000 monatliche Nächtigungen in ganzjähriger Notschlafstelle.

Innsbrucks Vizebürgermeister und Sozialreferent Johannes Anzengruber informiert: „Die ganzjährige Notschlafstelle in Innsbruck bietet Platz für rund 90 Personen. Die Stadt Innsbruck steht zu ihrer Verantwortung und unterstützt Menschen in Notlagen.“ In der vom Roten Kreuz betreuten Winternotschlafstelle sind zusätzlich 20 Plätze verfügbar. Die Notschlafstellen in Kufstein und Lienz können ebenfalls (zusammengerechnet) rund 20 Personen beherbergen. Damit stehen tirolweit in den Wintermonaten rund 130 Plätze für obdachlose Menschen zur Verfügung.

„Die Nachfrage in der Notschlafstelle in Innsbruck steigt aktuell – auch im Sommer. Pro Monat verzeichnen wir dort rund 2.000 Nächtigungen“, berichtet Florian Stolz von der TSD. In Lienz und Kufstein gab es in den Winternotschlafstellen 2021/22 laut TSD rund 500 Nächtigungen. In der Winternotschlafstelle in Innsbruck zählte das Rote Kreuz in der vergangenen Wintersaison von November bis April knapp 2.800 Nächtigungen.

Kälte-HOTline klärt Notfälle ab.

Bei der Kälte-HOTline, die von der Stadt Innsbruck finanziert wird, gehen laut Schätzungen der TSD an Tagen mit winterlichen Bedingungen rund 15 bis 20 Anrufe ein. Meldet sich ein/e AnruferIn bei der Hotline, klären die MitarbeiterInnen ab, um welche Art von Notfall es sich handelt, ob der/die AnruferIn selbst Hilfe benötigt oder ob er/sie beabsichtigt eine Person zu melden, die sich eventuell in Gefahr befindet, und ob diese Person Hilfe annehmen möchte. Nach Einschätzung der ExpertInnen werden gemeinsam mit Einsatzorganisationen sowie SystempartnerInnen gegebenenfalls weitere Schritte eingeleitet. Alternativ können MitarbeiterInnen der Notschlafstelle Innsbruck auf Anrufe bei der Kälte-HOTline hin im Raum Innsbruck auch direkt mit dem „Kältebus“ ausrücken. Sie bringen Betroffene – sofern die Betroffenen dies wünschen – zur Notschlafstelle oder versorgen sie vor Ort.

Notschlafstellen Tirol.
  • Notschlafstelle Innsbruck (TSD)
    Adresse: Schusterbergweg 73, 6020 Innsbruck
    Öffnungszeiten: ganzjährig, Montag bis Sonntag von 18 bis 8 Uhr (Einlass: von 18 bis 21 Uhr)

Hinweis: Die Notschlafstelle Innsbruck nimmt auch Kleiderspenden für Winterbekleidung entgegen.

  • Notschlafstelle Kufstein (TSD)
    Adresse: Carl-Schurff-Straße 7, 6330 Kufstein
    Öffnungszeiten: 8. November 2022 bis 30. April 2023, Montag bis Sonntag von 18 bis 8 Uhr (Einlass: von 18 bis 21 Uhr)
  • Notschlafstelle Lienz (TSD)
    Adresse: Tiroler Straße 21, 9900 Lienz
    Öffnungszeiten: 14. November 2022 bis 30. April 2023, Montag bis Sonntag von 18 bis 8 Uhr (Einlass: von 18 bis 21 Uhr)
  • Winternotschlafstelle Innsbruck (Rotes Kreuz)
    Adresse: Richard-Berger-Straße 10, 6020 Innsbruck
    Öffnungszeiten: 13. November 2022 bis 14. April 2023, Montag bis Sonntag von 18 bis 8 Uhr (Einlass von 18 bis 23 Uhr)

Titelbild: Wohnungslose Personen finden in den Winternotschlafstellen Obdach für kalte Nächte.

Foto: Pixabay/Wolfgang van de Rydt