Auf den Spuren des Klimawandels

Es bleibt kein Stein auf dem anderen: Diesen Eindruck könnte man mitunter angesichts von häufiger auftretenden Naturereignissen wie etwa Felsstürzen oder Hangrutschungen haben. Das 23. Geoforum, das am 14. und 15. Oktober in Niederthai/Umhausen über die Bühne geht, beschäftigt sich deshalb schwerpunktmäßig mit den Auswirkungen der Klimaveränderung und den Umgang mit Naturgefahren. „Unser Ziel ist es, den alpinen Lebensraum lebenswert zu erhalten und möglichst sicher vor Naturereignissen zu machen. Dazu bedarf es kurz-, mittel- und langfristiger Maßnahmen. Das Geoforum Umhausen liefert Jahr für Jahr wichtige Impulse und Handlungsanleitungen“, bedankt sich LHStv Josef Geisler beim ehemaligen Landesgeologen und Präsidenten des Geoforums, Gunther Heißel, für die Durchführung dieser hochkarätigen, interdisziplinären Fachveranstaltung.

Wasser ist Motor für Hangbewegungen

Die Klimaveränderung hat nicht nur Auswirkungen auf die Lufttemperatur, sondern auch auf die Menge und Verteilung von Niederschlägen. Wasser ist auch verantwortlich für einen Gutteil der Naturereignisse in Tirol. Für den ehemaligen Landesgeologen Gunther Heißel ist das Wasser – in Verbindung mit der Gravitation – der Motor für Hangbewegungen aller Art. Das zeigt sich auch an der B 186 Ötztalstraße im Bereich der Leck- und Klammgalerie in Obergurgl, wo massive Mureinstöße mit großen Material- und Wassermassen die Verkehrsverbindung gefährden. Zahlreiche Blockstürze mit Steingrößen von einem bis 30 Kubikmeter wurden hier bereits registriert und haben zu Sperren der einzigen ganzjährigen Straßenverbindung geführt. Nachdem die beiden Galerien bereits im Vorjahr verstärkt wurden, wird zur Sicherstellung der Erreichbarkeit des hinteren Ötztals im kommenden Jahr auch die Lücke zwischen den beiden Galeriebauwerken geschlossen. Die Landesstraßenverwaltung und die Landesgeologie arbeiten hier intensiv zusammen.

Nicht nur Straßen, sondern auch Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind in Tirol von Hangbewegungen betroffen. Um weitere Hangverformungen und Gebäudeschäden am Vögelsberg in Wattens nach Möglichkeit zu verhindern, kooperieren Landesgeologie und die Hochbauabteilung des Landes. Mit innovativen Überwachungssystemen wird die Sicherheit in den betroffenen Gebäuden bestmöglich gewährleistet. Überschreiten Bewegungen eine gewisse Toleranzgrenze, werden die Betroffenen unmittelbar gewarnt.

Von der Trinkwasserversorgung zur erneuerbaren Energie

Welche Veränderungen beim Grundwasser und bei Quellen beobachtet werden können, wird beim Geoforum ebenso beleuchtet wie die Auswirkungen dieser Veränderungen. Diese Betrachtungen sind somit besonders wichtig für die Zukunft der Gewährleistung einer sicheren Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung des alpinen Siedlungsraumes.

Im Kampf gegen den Klimawandel setzt man auf erneuerbare Energieträger. Der Ausstieg aus fossilen Rohstoffen, ist jedoch mit einem signifikanten Mehrverbrauch an mineralischen Rohstoffen etwa für die Batterieproduktion, aber auch für Windräder verbunden. Rohstoffgeologe Universitätsprofessor Leopold Weber bricht vor diesem Hintergrund eine Lanze für die verstärkte Nutzung von Geothermie. Denn verglichen mit anderen Technologien zur Energiegewinnung ist die Wärmegewinnung aus dem Erdreich am wenigsten rohstoffintensiv.

Veranstaltungstipp

Im Rahmen des 23. Geoforums Umhausen gibt es auch wieder einen frei zugänglichen Publikumsvortrag. Am 14. Oktober spricht Landesjägermeister Anton Larcher um 19 Uhr im Feuerwehrgebäude Niederthai über die Jagd im dritten Jahrtausend.

Bild: Die B 186 Ötztalstraße ist in Obergurgl im Bereich der Leck- und Klammgalerie massiv von Hangbewegungen und Mureinstößen betroffen. Im kommenden Jahr wird die Lücke zwischen den beiden Galerien geschlossen, um die Erreichbarkeit des hintern Ötztals bestmöglich zu gewährleisten.
Foto: Land Tirol