Hilfe verbindet – auch über den Atlantik hinweg

Bild: v.li.: Hermann Spiegl (Landesleiter der Bergrettung Tirol), Emanuel Bachnetzer (Obmann des Vereins Freundeskreis Pozuzo), Sicherheitslandesrätin Astrid Mair, Bianca Köhel (Vertreterin der Gemeinde Pozuzo) und Claudia Lanthaler (Bergrettung Tirol)

© Land Tirol/Pölzl

Über 10.000 Kilometer Luftlinie trennen Tirol und die peruanische Gemeinde Pozuzo. Nichtsdestotrotz gilt die neuaufgestellte Bergrettung Pozuzo inoffiziell als „92. Ortsstelle“ der Bergrettung Tirol. Hintergrund dessen ist die enge Zusammenarbeit der Bergrettungen über den Atlantik und viele tausende Kilometer hinweg. Diese Partnerschaft wird nun weiter intensiviert: Die Bergrettung Pozuzo erhält neue Ausrüstung für Rettungseinsätze in den Anden. Zudem können die peruanischen Bergretter die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten der Bergrettung Tirol nutzen. Sicherheitslandesrätin Astrid Mair begrüßte diese Woche gemeinsam mit dem Landesleiter der Bergrettung Tirol, Hermann Spiegl, Bianca Köhel, Vertreterin der Gemeinde Pozuzo und Emanuel Bachnetzer, Obmann des Vereins Freundeskreis Pozuzo im Landhaus in Innsbruck, um die neue Ausrüstung offiziell zu übergeben.

Partnerschaft für mehr Sicherheit in den Bergen

Seit 2022 existiert die enge Partnerschaft zwischen der Bergrettung Tirol und der Bergrettung in Pozuzo. Im Rahmen der Zusammenarbeit wurde bereits technische Ausrüstung für Notfälle nach Peru übergeben. Zudem nahmen zwei Pozucinos an einer Fortbildung der Bergrettung in Tirol teil. Nun bekommen die peruanischen Bergretter weitere Ausrüstung sowie Kleidung für Einsätze zur Verfügung gestellt. Finanziert wird dies vom Land Tirol.

„Tirol und Pozuzo sind sich ähnlicher als man denkt: Das liegt nicht nur an den vielen hohen Bergen, sondern auch der Kultur. Seit über 150 Jahren, als Tirolerinnen und Tiroler in die peruanische Gemeinde auswanderten, wird in Pozuzo Tiroler Kultur gelebt und der Kontakt in die Heimat aufrechterhalten. Mit der nun intensivierten Partnerschaft der Bergrettungen stärken wir dieses Band weiter und unterstützen unsere peruanischen Freundinnen und Freunde dabei, mehr Sicherheit in den Bergen zu ermöglichen“, erklärt LRin Mair.

„92. Ortsstelle“ erhält Zugriff auf Online-Wissenstool

Die Einsätze, zu denen die sechsköpfige Mannschaft in Pozuzo hauptsächlich gerufen wird, sind Bergungen und Suchaktionen. Die Ausrückungen nehmen auch dort aufgrund des Anstiegs von TouristInnen zu. Durch die neue Partnerschaft mit der Tiroler Bergrettung können die zusätzlichen Herausforderungen besser gemeistert werden. „Wir haben uns entschlossen, die Bergrettung in Pozuzo als fiktive ‚92. Ortsstelle‘ zu betrachten und den Kameraden in Pozuzo den Zugriff auf unser Online-Wissenstool mit Dokumenten, Lehrvideos, Wissenstests und Kursinhalten zu ermöglichen. Damit bleiben die peruanischen Bergretter ständig über die aktuellen Entwicklungen in Tirol, Österreich und Europa rund um Techniken, Einsatzstrategien, Medizinverfahren und dergleichen informiert“, erklärt der Landesleiter der Bergrettung Tirol Hermann Spiegl und führt weiter aus: „Es tut uns einfach gut, dort, wo wir helfen können, zu helfen. Es ist auch schön, dass die Beziehungen über die Rettungsarbeit hinausgehen und sich sogar Freundschaften ergeben.“ Das freut auch den Kommandanten der Bergrettung Pozuzo, Anibal Trujillo: „Die Partnerschaft mit der Tiroler Bergrettung brachte uns einen großen Motivationsschub und bietet eine professionelle Grundlage für die Vergrößerung unserer Einsatzgruppe. Unser Ziel ist es, junge Menschen auszubilden, die unsere Gruppe in den kommenden Jahren unterstützen und verstärken können.“

Über die Verbindung Tirol-Pozuzo

Im Jahr 1857 wanderten 180 TirolerInnen und 120 RheinländerInnen nach Peru aus, um am Rande des Amazonas-Regenwalds die selbsternannte „einzige österreichisch-deutsche Kolonie der Welt“ zu gründen. 1868 folgte eine weitere Auswanderungswelle aus Tirol und Bayern. Die Tiroler Sprachperle Pozuzo blieb bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts nur schwer erreichbar. So konnten die einzigartige Kultur und Sprache bis in die Gegenwart erhalten bleiben. Heute leben in der Gemeinde 9.400 Menschen. Nach wie vor werden die jahrhundertealten Traditionen gelebt und eine enge Verbindung in die alte Heimat gepflegt.

Silz-Haiming-Pozuzo

Seit 1983 wird im Rahmen des Freundeskreises für Pozuzo ein enger Austausch zwischen den Partnergemeinden Silz, Haiming und Pozuzo gepflegt. Der Freundeskreis unter Obmann Emanuel Bachnetzer arbeitet gemeinsam mit Pozuzo an der Umsetzung unterschiedlichster Projekte vor Ort. „Wir haben in Pozuzo unter anderem ein Deutschunterrichtsprojekt, ein Projekt zum Erhalt der Baukultur oder die Gestaltung eigener Wanderwege umgesetzt. Mit der Bergrettungs-Partnerschaft haben wir eine neue Ebene hinzugefügt von der beide Seiten, sowohl in Peru als auch in Tirol, profitieren und neue Freundschaften und Kontakte entstehen können“, so Bachnetzer, der ausführt: „Aktuell arbeiten wir zudem an weiteren Projekten, wie der Gründung einer Akademie für Sprache und Musik, einer Musikkapelle und der Betreuung von Zivildienern in Pozuzo.“ Seitens des Landes Tirol werden die Projekte finanziell gefördert.