Kampf gegen soziale Krise

Persönliche Betroffenheit und psychische Belastungen werden oftmals im Laufe der Zeit bzw. nach einer Krise sichtbar, finanzielle Verluste stellen vielfach eine Belastung für die Menschen dar und Arbeitslosigkeit führt zu unsicheren Zukunftsperspektiven: Vonseiten des Landes will man treffsicher dort Unterstützung anbieten, wo sie benötigt wird. Gleichzeitig gelte es, gerade in Krisenzeiten auch jene einzubinden, die besondere Bedürfnisse haben: Menschen mit Behinderungen. Circa 10.000 Klienten werden in der Behindertenhilfe Tirol von rund 3.400 Personen in Einrichtungen betreut, davon circa 1.000 in stationären Einrichtungen. „Die Coronakrise führt uns einmal mehr vor Augen, wie wichtig der soziale Zusammenhalt in einer Gesellschaft ist. Nur wenn wir aufeinander schauen und achtsam sind, können wir diese Krise bewältigen. Deswegen müssen wir gemeinsam alles daran setzen, dass sich diese Gesundheitskrise nicht zu einer sozialen Krise entwickelt“, sagte LH Günther Platter .

Soziale Folgen abfedern: Unterstützung und Sicherheit bieten

Es gehe darum „nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die sozialen Folgen abzufedern“, wie die Soziallandesrätin betonte. So wird in Tirol die Delogierungsprävention neben den Standorten Wörgl und Innsbruck auch auf Imst ausgeweitet – „die Delogierungsprävention hat sich in den letzten Jahren sehr gut etabliert und gezeigt, wie wichtig frühzeitge Unterstützung ist“, sagte LRin Gabriele Fischer. Bei der Wohnungslosenhilfe könne man mit einer Notschlafstelle, deren Nutzungsmöglichkeit bis Mai verlängert wurden, sowie eine weitere ganzjährige Notschlafstelle in Innsbruck, eine umfassende Tagesstruktur anbieten. Auch der 20 Millionen Euro starke ArbeitnehmerInnenfonds gelte als unverzichtbar. „Zur Unterstützung der Menschen in Tirol in dieser Corona-Krise haben wir ein Paket von 400 Millionen Euro vorgesehen. Sollten weitere, effiziente Maßnahmen notwendig sein oder es zu Lücken bei Bundespaketen kommen, kann es auch zu einer Aufstockung der Mittel kommen“, so LH Platter.

Menschen mit Behinderung noch stärker miteinbeziehen

Neben jenen, die beispielsweise ihre Arbeit verloren haben, gilt ein weiterer Fokus jenen, die besondere Bedürfnisse haben: „Auch wenn die erste Welle überwunden ist: Wir stehen vor gewaltigen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Wir brauchen nun Jede und Jeden in diesem Land mit ihrer Vorsicht, Rücksicht und Sorge um die unmittelbaren Mitmenschen. Denn Angst frisst die Seele auf – auch die Seele eines Landes. Wir müssen daher Ängsten und Sorgen kontinuierlich gemeinsam entgegenhalten“, sieht Caritas-Direktor Georg Schärmer das „Teilen und Verzichten als künftige Leitblanken“. Dahingehend warnt auch Marianne Hengl vom Verein RollOn Austria vor Neiddebatten und davor, dass jene, die Unterstützung dringend benötigen, Missgunst erleben. „Die Angst vor dem Virus und der Zukunft ist gerade auch bei uns Menschen mit Behinderung vorhanden. Damit das Hochfahren des Gesellschaftslebens funktioniert und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von jüngeren und älteren Menschen mit Behinderung eingegangen wird, braucht es eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Wir hoffen, dass wir in der kommenden Phase stärker in Gespräche miteinbezogen werden. Zudem ist es auch wesentlich, dass vor allem das Gesundheitspersonal auf die stationäre Aufnahme von am Coronavirus erkrankten Menschen mit Behinderung umfassend vorbereitet werden“, betonte Hengl.

Schutz für Menschen mit Behinderung

Gleichzeitig werden auf Initiative von LH Platter wie in Wohn- und Pflegeheimen auch in den Behinderteneinrichtungen umfangreiche Coronavirus-Testungen durchgeführt. Insgesamt wurden bereits knapp 2.000 Abstrichproben entnommen, davon gibt es bereits für knapp die Hälfte Ergebnisse: 963 Testungen waren negativ. Derzeit sind sieben Personen im Behindertenpflegebereich noch am Coronavirus erkrankt, drei sind genesen. Zudem wurden zum Schutz des Personals und der BewohnerInnen in den Einrichtungen bereits über 238.000 Schutzmasken, 190.000 Schutzhandschuhe, rund 1.000 Schutzanzüge und knapp 1.000 Liter Desinfektionsmittel ausgegeben.

Zusammenfassend betonte LH Platter: „Es ist wesentlich, dass in einem Land das soziale Zusammenleben funktioniert. Diese Krise kann nicht von der Politik oder der Wirtschaft alleine gelöst werden – das können wir nur alle gemeinsam. Krisenfest sind wir nur dann, wenn alle entsprechend miteingebunden werden.“