Wir sind Legende

Das verflixte siebte Jahr: Kaum ist das beliebte Mana-Festival im Herzen von Imst nach der coronabedingten Pause zurückgekehrt, muss es wieder in die Versenkung abtauchen. Kürzlich durfte das Jugendkulturfestival aber nochmal gehörig hochleben.

Von Lisa Hairer

Zum siebten Mal belebt heute der „Mana-Spirit“ die Imster Innenstadt, wo es sonst eher ruhig sei, wie‘s in Jugendkreisen heißt. Vom Johannesplatz her dringt nun aber Musik ans Ohr und rund um die Mana-Location herum flattern bunte Bänder, bunte Traumfänger im Wind, handbemalte Schilder weisen die verschiedenen Konzerte und Workshops aus. Ein Schriftzug in Regenbogenfarben vor dem Gasthof Sonne verkündet die Werte „Love and Peace“, die wie immer auf dem Mana-Fest im Mittelpunkt stehen. All diese mit Herzblut gestalteten Details üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.

Die Entstehung eines Straßenkunstwerks konnte man beim „Graffiti Jam“ hautnah miterleben.

OD-Foto: Hairer

Musik spielt beim Mana-Festival die Hauptrolle. Am Nachmittag bekommen traditionell junge Künstlerinnen und Künstler aus der Umgebung die Chance, ihr Talent einer breiten Masse zu zeigen und ihre Szene der Jugendkultur sichtbar zu machen. Das heurige „Mana“ zeigt zudem besonders, wie die pädagogische Arbeit des Jugendzentrums mit dem Festival zusammenhängt: Hannah Gitterle alias Haena Phobic ist mit dem „Jayzee“ aufgewachsen und hat anschließend im Rappen ihre Passion gefunden. Philipp Scheiring, der Leiter des Jugendzentrums Imst und Organisator des Mana-Festivals, zeigt sich „irrsinnig stolz“ auf seinen ehemaligen Schützling. „So sieht man, was alles möglich ist, wenn man Jugendliche gut begleitet und ihnen hilft, das ‚Mana‘ in sich zu entdecken und ihre Interessen zu leben“, hebt er hervor. Die Rapperin SanTra, der „Mana-DJ“ MRSL und die Sailors machen nachmittags mit poetischen Texten, stimmigen Remixes und feinem Reggae Eindruck. Bis abends Rumba de Bodas, Devon & Jah Brothers und Stephan Mader zur  Tanzparty bitten.

Vorurteile überwinden – und Talente entdecken.

Das Festival bringt Vorbilder für junge Menschen hervor. Seien es Künstlerinnen wie Haena Phobic (u.) oder SanTra (l.), die den Mädchen vorleben, dass sie sich nichts gefallen lassen müssen, Frontfrau einer Band sein und Schlagzeug spielen können. Oder Graffiti-Künstler, die dem Sprayen das Vandalismus-Image nehmen. Das „Mana“ ist ein Ort, an dem man mit offenen Herzen aufeinander zugeht und Vorurteile hinter sich lässt. Friedlich-fröhliches Beisammensein ist das Resultat. Im Zentrum steht  lebendige Jugendkultur, die Generationen zusammenbringt: Agile Kinder erfreuen sich am „Freerunning“ über Hindernisse, die musikbegeisterten Jüngsten finden sich zum „Hip-Hop-Workshop“ zusammen. Für Ältere bot das Massagezelt Entspannung. Anschließend trifft man sich an der Bar und rockt bis in die Nacht zur Musik ab.

Auf Vertrautes besinnen, von Vertrautem Abschied nehmen.

Einiges ist heuer nicht so gekommen, wie man es sich erhofft hat. Doch das Festival steht auch dafür, das Beste aus der Situation zu machen. Das gilt zum Beispiel für den geplanten Hip-Hop-Workshop, bei dem Rhymes aus der Feder von Workshop-Teilnehmer*innen erwünscht gewesen wären. Die Kinder haben nun jedoch mehr Lust auf einen Karaoke-Nachmittag, an dem sie Songs wie Meine Gang oder Another Love ins Mikrofon trällern. Dabei sitzt vielleicht nicht jeder Ton, aber den Kleinen gefällt‘s. Auch das Organisationsteam rund um Philipp Scheiring (r.) muss der Realität ins Auge blicken. Denn wenn es endet, wird es das vorerst letzte Mana-Festival gewesen sein. Woran scheitert’s? Am lieben Geld. Da die Mittel gekürzt wurden, mussten einige Bands und Workshops ausfallen. Ohne ausreichendes Budget könne das Konzept nicht so umgesetzt werden, wie es vorgesehen sei, und jedes Mal kämpfen wolle man auch nicht, erklärt Scheiring.

Wenn nächstes Jahr wieder ein Mana-Fest gewünscht werde, ließe sich das mit entsprechender Unterstützung arrangieren. „Und wenn nicht, haben wir mit unserem ‚Mana-Spirit‘ einen Samen gesetzt, der in vielen Menschen keimt, lebt und weitergetragen wird. Wir werden im Kleinen immer diese Philosophie weiterleben. In welcher Form das stattfindet, wird sich zeigen“, resümiert Scheiring über sieben Jahre Mana ohne Zwischenfälle – und wenn all das investierte Herzblut „mit einem Lächeln und einem herzlichen ‚Danke‘ honoriert wird, überwiegt die Freude.“

Titelbild: Das Mana-Festival, nicht nur musikalisch ein Quell der Lebensfreude – allem Anschein nach aber zum allerletzten Mal.

OD-Foto: Matt