Regierungsklausur in Oberland DABEI

Mehr als nur Tourismus: Tirols Wirtschaftsstandort soll ausgebaut werden

Mehr als 100 Stakeholder und ExpertInnen – vom Land Tirol über Bundeseinrichtungen über Hochschulen bis hin zu den Sozialpartnern und auch UnternehmerInnen aus unterschiedlichsten Branchen – haben bei der Ausarbeitung der Wirtschafts- und Innovationsstrategie mitgewirkt. Diese hat die Tiroler Landesregierung bei der Regierungsklausur in Hopfgarten im Brixental heute beschlossen. Die Strategie fußt auf fünf strategischen Handlungsfeldern: „Wirtschaftsstandort“, „Fachkräfte und berufliche Qualifizierung“, „Wissenschaft, Forschung und Innovation“, „Digitalisierung“ sowie „Nachhaltigkeit und Ökologisierung“. Das Ziel der Wirtschafts- und Innovationsstrategie des Landes Tirol ist es, den Wirtschaftsstandort Tirol bis zum Jahr 2030 noch breiter aufzustellen, um für die Zukunft krisenfester zu sein.

„Die aktuelle Krise hat uns aufgezeigt, dass wir unsere Wirtschaft breiter aufstellen müssen. Gerade die gewerblichen Klein- und Mittelbetriebe und natürlich allen voran die Industrie waren in den letzten zwei Jahren eine wichtige Stütze für unser Land. Dies gilt es weiter zu stärken“, bringt LH Günther Platter die Intention der neuen Wirtschafts- und Innovationsstrategie auf den Punkt. „Wir wollen dabei unter anderem einen besonderen Schwerpunkt bei der Ökologisierung unseres wirtschaftlichen Handelns setzen, um unser Land für die großen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Die gesetzten Ziele und Maßnahmen sind daher auch auf unsere Nachhaltigkeits- und Klimastrategie abgestimmt“, ergänzt LHStvin Ingrid Felipe. Tirol weist im Österreichvergleich eine überdurchschnittlich gute Beschäftigungssituation auf, doch aufgrund der starken Abhängigkeit des Wirtschaftsstandortes vom Tourismus stieg in den von der Pandemie betroffenen Krisenmonaten die Arbeitslosigkeit massiv an. Auf Basis der nun vorliegenden Strategie werden bis 2030 laufend Arbeitsprogramme initiiert und entsprechend den Entwicklungen adaptiert.

Fünf strategische Handlungsfelder der Strategie

Tirol soll künftig nicht nur als Tourismusregion, sondern darüber hinaus als attraktiver Wirtschaftsstandort für Industrie, Gewerbe und Tourismus mit weltweit führenden Unternehmen, modernen Infrastrukturen und anerkannten Bildungs- und Forschungseinrichtungen positioniert werden. Gemäß den fünf strategischen Handlungsfeldern werden unter anderem folgende Maßnahmen umgesetzt und Tirol damit modernisiert:

Handlungsfeld 1 – Wirtschaftsstandort:

Um den Wirtschaftsstandort gezielter unterstützen zu können, wird die gesamte Wirtschaftsförderung neu aufgestellt. Die Wirtschaftsförderungsprogramme, das Impulspaket, die Technologieförderung sowie die Digitalisierungsförderung machen aktuell rund 17,6 Millionen Euro im Jahr aus. Künftig wird es dabei eine neue Schwerpunktsetzung auf die Bereiche Nachhaltigkeit, Ökologisierung und Dekarbonisierung geben. Erstmalig wird eine laufende Befragung der Betriebe seitens des Landes durchgeführt, dadurch ist eine permanente Rückkoppelung mit der Wirtschaft gewährleistet.

Handlungsfeld 2 – Fachkräfte und berufliche Qualifizierung:

Entscheidend für die Innovationsdynamik werden die so genannten MINT-Fachkräfte – daher braucht es in Tirol eine Ausbildungsoffensive für noch mehr beruflich Qualifizierte in diesen MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Gemäß aktuellen Studien ergibt sich allein im IT-Bereich ein Fachkräftebedarf von rund 1.500 Personen allein für Tirol. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen und sich für die Zukunft zu rüsten, wird eine eigene MINT-Koordinierungsstelle gemeinsam mit den Tiroler Sozialpartnern und Tirols Bildungseinrichtungen eingerichtet. Diese Stelle koordiniert die Aktivitäten aller Beteiligten, initiiert Projekte und bezieht die vielen bereits bestehenden und wertvollen Initiativen in die Arbeit ein. So sollen offensiv innovative Ideen wie etwa die Umsetzung von MINT-Kindergärten und weiteren MINT-Fortbildungsangeboten vorangetrieben werden. Darüber hinaus ist es von enormer Bedeutung, mehr Fördermittel von Bund und EU einzuwerben und die Anzahl der Unternehmensgründungen im Verhältnis zur EinwohnerInnenzahl zu forcieren: Derzeit liegt die Gründungsintensität Tirols mit 3,9 Neugründungen je 1.000 EinwohnerInnen noch unter dem österreichweiten Durchschnitt mit 4,3.

Handlungsfeld 3 – Wissenschaft, Forschung und Innovation:

„Im Bereich Wissenschaft, Forschung und Innovation wird das Land Tirol eine eigene Wissenschafts- und Forschungsagentur umsetzen. Ziel dieser Agentur wird es sein, das ohnehin bereits sehr hochwertige Wissenschaftsangebot noch verstärkter zu vernetzen“, informiert Tirols Gesundheitslandesrätin Annette Leja. Dazu wird das Land Tirol demnächst zu einer Abstimmungsrunde mit allen Universitäten und Hochschulen einladen, um diesen Prozess strukturiert aufzugleisen. Zudem wird im Bereich Life Sciences ein Leuchtturmprojekt gesetzt. Gemeinsam mit der Medizinischen Universität und der Universität Innsbruck wird ein Forschungsexzellenzzentrum ins Leben gerufen. Die dort erzielten Forschungsergebnisse werden mit der Wirtschaft verschnitten, um einen anwendungsbezogenen Output zu erzeugen.

Handlungsfeld 4 – Digitalisierung:

Die Basis für die Digitalisierung, nämlich eine leistungsfähige Breitband-Infrastruktur, wurde in den letzten Jahren in Tirol bereits in vielen Gemeinden geschaffen. Nun gilt es, diese digitalen Dienstleistungen und Services im Bereich der Landesverwaltung und in den Tiroler Gemeinden auszubauen. „Tirol wird dazu eine so genannte digitale Serviceplattform SEPL umsetzen, wo im Endausbau digital und einfach von zu Hause aus Förderanträge eingebracht werden können“, erläutert Wirtschaftslandesrat Anton Mattle. Termine in Landeseinrichtungen (Landhaus, Bezirkshauptmannschaften, etc.) sollen online gebucht werden können. Ausweise und Berechtigungskarten (Familienpass, etc.) des Landes sollen künftig digital am Handy verfügbar sein. Auch die Digitalisierungsangebote für Unternehmen wie „digital.lotsen“ und „tirol.digital“ werden fortgeführt und weiter ausgebaut. Darüber hinaus wird seitens des Landes eine digitale Bildungsplattform gestartet, die Angebote von Tiroler Bildungseinrichtungen übersichtlich und zentral bündelt.

Handlungsfeld 5 – Ökologisierung:

Ein ganz zentraler Bereich der Wirtschafts- und Innovationsstrategie wird auch die Ökologisierung sein. In vielen Bereichen, etwa bei umweltfreundlicher Mobilität oder auch bei der Umwelttechnik, ist Tirol bereits Vorreiter. Im Lichte der Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, besonders erfreulich: In Tirol sind bereits heute überdurchschnittlich viele Unternehmen aus dem Bereich der Umwelttechnikwirtschaft angesiedelt. Das Land Tirol wird künftig die Wirtschaft verstärkt bei Energie- und Umweltinvestitionen unterstützen. Etwa auch im Tourismus und der Bauwirtschaft sollen ökologische Bauformen als Standortfaktor umgesetzt werden. Darüber hinaus wird es eine neue Nachhaltigkeitsberatung für Unternehmen geben. Tiroler Betriebe sollen dabei hinsichtlich ihrer nachhaltigen Ausrichtung unterstützt werden.

„Mit der Tiroler Wirtschafts- und Innovationsstrategie werden wir unser Land zukunftsfit machen. Dazu haben wir heute eine klaren Regieplan bis zum Jahr 2030 verabschiedet. Nun geht es darum, gemeinsam mit der Wirtschaft, den vielen vorbildlichen Tiroler Leitbetrieben, sowie der Wissenschaft und Forschung unser Land zu modernisieren und neu aufzustellen. Den Startschuss dazu haben wir heute gesetzt“, ist Tirols Landeshauptmann Günther Platter überzeugt.

Titelbild: Bei der Regierungsklausur in Hopfgarten im Brixental wurde der Startschuss für die Tiroler Wirtschafts- und Innovationsstrategie gesetzt.

© Land Tirol/Die Fotografen