Soziale Verantwortung beim Einkauf

Das SOS-Kinderdorf International investiert allein am Standort Innsbruck jährlich mehrere tausend Euro in die Beschaffung von Büromaterialien und IT-Zubehör. Von den 135 nationalen SOS-Kinderdorf Vereinen fließen Millionen in Zubehör, Kleidung und Haushaltswaren. Grund genug für den weltweit agierenden Verein zu überlegen, wohin das Geld geht:  Welche Lebens- und Arbeitsbedingungen stecken hinter den gekauften Waren? Ein Beschaffungsleitfaden soll nun Richtlinien für einen verantwortungsvollen Einkauf vorgeben. Im Rahmen der Initiative SO:FAIR wird SOS-Kinderdorf International dabei von Klimabündnis Tirol unterstützt.

„Nachhaltiges Wirtschaften und soziale Verantwortung beginnen beim Einkauf“ ist Werner Gstrein, Leiter der Abteilung Beschaffung bei SOS-Kinderdorf International, überzeugt. Das Büro am Standort in Innsbruck ist kürzlich Klimabündnis-Betrieb geworden und hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Unter anderem möchte man die eigene Beschaffung genauer unter die Lupe nehmen. Neben ökologischen Kriterien, wie das Vermeiden von langen Transportwegen, liegt der Fokus dabei auf sozial-fairen Bedingungen. „Als Unternehmen, das sich für ein sicheres und fürsorgliches Zuhause für Kinder einsetzt, ist es auch unsere Verantwortung darauf zu achten, dass die Waren, die wir kaufen, nicht unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hergestellt werden“, so Gstrein. Unterstützung kommt vom Klimabündnis Tirol, das mit der Initiative SO:FAIR über ein breites Know-How verfügt, auf welche Umstände bei einer sozial-fairen Beschaffung geachtet werden muss und welche Kaufoptionen es für Gemeinden und Unternehmen gibt.

„Die Herstellung vieler Produkte – von Arbeitsbekleidung, über Elektrogeräte und Spielzeug, bis hin zu Lebensmitteln – erfolgt oft unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern. Die Verwendung hochgiftiger Chemikalien und Pestizide führt zu gesundheitlichen Problemen der Beschäftigten und Umweltschäden“, weiß Andrä Stigger aus Haiming, der Geschäftsführer von Klimabündnis Tirol. Auch Kinder- und Zwangsarbeit sei nach wie vor ein großes Problem. Zwölf-Stunden-Tage und Sieben-Tage-Wochen stehen genauso auf der Tagesordnung, wie Löhne weit unter dem Existenzminimum. „Das muss nicht so sein. Es gibt mittlerweile genügend Alternativen, auf die wir beim Einkauf zurückgreifen können – als Einzelperson, als Gemeinde, oder als Betrieb“, erklärt Stigger. 

Die Initiative SO:FAIR, die in Tirol vom Klimabündnis koordiniert wird, hat es sich zum Ziel gesetzt, Arbeitsbedingungen in den Ländern des globalen Südens zu verbessern. Weltweit müssen über 153 Millionen Kinder arbeiten, das ist fast jedes zehnte Kind. Davon müssen 73 Millionen besonders schwere Arbeit verrichten. Zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, als Textilarbeiter in Bangladesch, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. Diesen erschreckenden Zahlen möchte das SOS-Kinderdorf International entgegenwirken und eine Vorbildwirkung beim Einkaufsverhalten einnehmen. Mit einem neuen organisationsinternen Beschaffungsleitfaden sollen soziale und ökologische Kriterien in allen 135 nationalen SOS-Kinderdorf Vereinen verankert werden. Nicht zuletzt möchte die Organisation damit zur Armutsminderung beitragen. Denn Hauptursache für Kinderarbeit ist und bleibt Armut. 

Die Initiative SO:FAIR setzt sich seit mehr als zehn Jahren dafür ein, sozial-faire Beschaffung voranzutreiben und besteht als Konsortium von Klimabündnis, Südwind und FAIRTRADE, gefördert von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg und Tirol.

Gemeinsam für nachhaltige Beschaffung: Klimabündnis-Geschäftsführer Andrä Stigger (links) und Werner Gstrein von SOS-Kinderdorf International.
Foto: Klimabündnis Tirol