Sparber Alber Praxmarer psychosozialer Krisendienst in Oberland DABEI

„Gespräche können im Ernstfall Leben retten“

Seit Oktober 2020 bietet die Suchthilfe Tirol (SHT) und der Psychosoziale Pflegedienst (PSP) im Auftrag des Landes Tirol und der Sozialversicherungen den Psychosozialen Krisendienst (PKT) an. Der Psychosoziale Krisendienst ist eine telefonische Anlaufstelle für die Menschen in Tirol, die sich in einer Belastungs- bzw. Krisensituation befinden. Das vorrangige Ziel des telefonischen Krisendienstes ist in Gesprächen mit PsychotherapeutInnen Entlastung zu schaffen und eine Entschärfung der Krisensituation zu erreichen. An den Wochenenden besteht darüber hinaus die Möglichkeit, betroffene Personen zu Hause aufzusuchen mit dem Ziel, vor Ort Deeskalation und Entlastung für die Beteiligten zu erreichen.

„Wir haben in den vergangenen eineinhalb Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Bevölkerung im Tiroler Oberland im Vergleich zur Bevölkerung im Ballungsraum Innsbruck bei der Kontaktaufnahme mit dem Krisendienst eher zurückhaltend ist. Im Vergleich zu Innsbruck (73 Kontakte pro 10.000 EinwohnerInnen) kontaktieren uns aus den Bezirken Landeck, Imst und Reutte viel weniger Betroffene (rund 13 Kontakte pro 10.000 Einwohner). Im Bezirk Reutte kontaktieren uns Betroffene noch einmal signifikant weniger. Wir möchten daher unser Angebot bekannter machen“, berichtet Wolfgang Sparber, Projektleiter des PKT.

„Die Menschen, die beim Krisentelefon anrufen sind keine homogene Gruppe. Die größten Sorgen und Belastungen werden bei unseren AnruferInnen durch psychische Probleme, Konflikte im sozialen Umfeld und soziale Isolation verursacht. Oft sind es suizidale Krisen, eine Lebenssituation vermeintlich ohne Sinn, die Menschen dazu bringt, die Nummer des Krisentelefons zu wählen“, so Petra Praxmarer, Psychotherapeutin beim PKT. Gerade bei Konflikten in der Familie, oder wenn Angehörige sich überfordert fühlen, könnten unterstützende Gespräche zur Deeskalation beitragen, Situationen entschärft werden und eine Beratung dahingehend erfolgen, wie in Zukunft solche belastenden Situationen vermieden werden können. Über die Hilfe in der akuten Krisensituation hinaus erhalten Betroffene und Hilfesuchende die nötigen weiterführenden Informationen zu den passenden Versorgungsstrukturen

An den Wochenenden werden Menschen in einer Krisensituation auch direkt vor Ort Krisenintervention und entlastende Gespräche angeboten. „Das heißt, wir fahren bei Bedarf in Krisensituationen zu den  Betroffenen hin. Wir koordinieren uns dabei je nach Anlass und Situation mit den Rettungsdiensten, mit den Ärzten oder mit den Sicherheitsorganen. Dabei gelingen den PsychotherapeutInnen des Psychosozialen Krisendienstes in den Gesprächen mit den Betroffenen ein Abbau der akuten Belastung und die Erarbeitung von neuen Möglichkeiten und Lösungsschritten.“, berichtet Leo Alber vom Psychosozialen Krisendienst Tirol.

„Der Psychosoziale Krisendienst ist ein Rettungsanker für Menschen in seelischen Notsituationen. Es ist wichtig, dass wir dieses niederschwellige Hilfsangebot in allen Regionen etablieren, um alle Menschen in Tirol zu erreichen, die Unterstützung brauchen“, betont Soziallandesrätin Gabriele Fischer und appelliert: „Scheuen Sie sich nicht, bei Ängsten, Sorgen und Problemen zum Hörer zu greifen. Gespräche können helfen und im Ernstfall Leben retten.“ Der Krisendienst ist telefonisch unter der Telefonnummer 0800 400 120 von Montag bis Donnerstag von 8 bis 20 Uhr und am Wochenende von Freitag, 8 Uhr, bis Montag, 8 Uhr, rund um die Uhr erreichbar. 

Titelbild: V.l.: Wolfgang Sparber, Leo Alber, Petra Praxmarer.

Suchthilfe Tirol/Wolf