Erste Hilfe in Oberland DABEI

Erste Hilfe will geübt sein

Erste Hilfe ist einfach, trotzdem fühlen sich viele Ersthelfer:innen in der Durchführung von Erste Hilfe Maßnahmen unsicher. Ein neues Projekt des Jugendrotkreuzes Tirol „leben.retten.lernen“ will durch die Schaffung von praktischen Übungsgelegenheiten diese Unsicherheit bei Schüler:innen begegnen und damit die Rate der Erste-Hilfe-Leistungen erhöhen.

Auch Lesen und Schreiben ist anfangs schwierig. Mit mehr Übung werden diese Fertigkeiten zur Selbstverständlichkeit, sodass man jederzeit im Stande ist, sie durchzuführen. Erste Hilfe Leistungen sind einfacher als oben genannte Kulturfähigkeiten, trotzdem trauen sich viele Österreicher:innen beispielsweise die Wiederbelebung nicht zu. „Es fehlt die Übung, die Selbstsicherheit bringt“, weiß Thomas Rieser, Bundeskoordinator für Erste Hilfe im Österreichischen Jugendrotkreuz. Aus diesen Überlegungen entstand das Projekt „leben.retten.lernen“. „Wir wollen alle Schüler:innen in einer Schule möglichst oft mit den wichtigsten lebensrettenden Sofortmaßnahmen konfrontieren, damit Erste Hilfe genauso selbstverständlich wird wie Lesen und Schreiben“, so der Bundeskoordinator weiter.

Viele Gelegenheiten zum Wiederholen.

Die Mittelschule Kematen ist nun die erste Schule Tirols, die dieses Projekt umsetzen wird. „Wir können uns auf Erfahrungswerte aus Tirol und weiterer Bundesländer stützen, die diese Idee in anderer Art und Weise schon einige Zeit verfolgen“, meint Edith Langecker, Projektleiterin an der Mittelschule Kematen. Schon im letzten Schuljahr wurden alle interessierten Lehrer:innen geschult, Übungen zur Wiederbelebung oder stabilen Seitenlage zu betreuen. Zusätzlich stellt das Jugendrotkreuz der Schule das Übungsmaterial, also beispielsweise Wiederbelebungsdummies, ständig zur Verfügung, sodass ohne organisatorischen Aufwand eine Unterrichtseinheit abgehalten werden kann. Jede:r Fachlehrer:in kann nun – zum Unterrichtsthema passend – genannte Maßnahmen der Ersten Hilfe unterrichten Zusätzlich können auch Supplierstunden, also Stunden, in denen eine erkrankte oder fehlende Lehrperson durch ein:e Kolleg:in ersetzt wird, für Erste Hilfe Übungen herangezogen werden, da der Aufwand für die Planung der Stunde sehr gering ist. Im Laufe eines Schuljahres hat jede:r Schüler:in mehrmals die Wiederbelebung oder die stabile Seitenlage geübt.

„leben.retten.lernen“ ersetzt keinen Erste Hilfe Kurs.

„Der Fokus liegt dabei auf der praktischen Übung und nicht auf Erklärungen“, so Christoph Hairer, der zusammen mit seiner Kollegin Edith Langecker diesen Pilotversuch betreut. „Wir wollen, dass die Kinder möglichst oft praktisch üben – so wie eben auch das Lesen, das nicht jedes Mal neu erklärt, sondern nur noch trainiert wird.“ Ein Erste-Hilfe-Kurs wird dadurch nicht ersetzt.

Jugendrotkreuz und Erste Hilfe.

Das Österreichische Jugendrotkreuz hat besonders viel Kompetenz in der Vermittlung der Ersten Hilfe bei Kindern und Jugendlichen. „Wir bemühen uns, Erste Hilfe für jedes Kind begreifbar zu machen, indem wir mit Hilfe von Spezialist:innen Unterrichtsmaterialien für Kindergartenkinder, Volksschüler:innen und Jugendliche gestalten. Daraus entstanden Unterrichtshilfen wie „Roko“ für den Kindergarten, „Helfi“ für die Volksschule und die „Helping Hands“ für Jugendliche.“, meint Landesgeschäftsführer Philipp Schumacher vom Jugendrotkreuz Tirol. Zusätzlich organisiert das Jugendrotkreuz aber auch die Helpteams, das sind Schüler:innen, die vertieft Erste Hilfe erlernen und in Wettbewerben gegeneinander antreten, sowie das Erste-Hilfe-Fit Siegel, das Schulen, die Anstrengungen für die Sicherheit in der Schule unternehmen, auszeichnet.

Titelbild: Kinder und Jugendliche können Erste Hilfe leisten.

Foto: Jugendrotkreuz Tirol/Kary Wilhelm