Ruth Preisverleihung in Oberland DABEI

Volksschauspiel-Preis „Ruth“ erstmals verliehen

Preisträger war „beinahe zu Tränen gerührt“

Sichtlich bewegt nahm kürzlich der Telfer Industrielle und Theatermäzen Arthur Thöni als erster Preisträger den neugeschaffenen Volksschauspiel-Preis „Ruth“ entgegen. Mit der feierlichen Verleihung nach der letzten Vorstellung von „Ein Narrentanz“ endeten die diesjährigen Tiroler Volksschauspiele in Telfs.

„Ruth“ ist eine vom Pfaffenhofer Bildhauer Xaver Valentin geschaffene Statuette, die die Erinnerung an die Mitbegründerin und langjährige Obfrau der Tiroler Volksschauspiele Ruth Drexel (1930-2009) hochhält. Der Preis soll laut Ausschreibung Menschen auszeichnen, „die sich in besonderer Weise um das Volkstheater in Tirol und die Tiroler Volksschauspiele Telfs verdient gemacht haben“.

Zur erstmaligen Verleihung der „Ruth“ war Cilli Drexel nach Telfs gekommen. Sie würdigte mit herzlichen Worten das Leben und Wirken ihrer Mutter als progressive, linke Theaterfrau und Volksschauspielerin. Den Geist des Theatermachens, der die Arbeit von Ruth Drexel auch in Telfs begleitete, brachte die Tochter so auf den Punkt: „Mit den Leuten für die Leute, hingehen, wo’s wehtut und nicht kneifen, wenn’s greislich wird“. Und zur Vorstellung ihrer Mutter und ihres Vaters Hans Brenner vom Volkstheater sagte Cilli Drexel: „Auf der einen Seite: Kein Komödienstadel für Touristen! Auf der anderen Seite: Kein elitäres Kunstgehabe, kein Theater im Elfenbeinturm. Wichtig am Theaterbegriff meiner Eltern war das Niedrigschwellige: Es sollte ein Theater sein, das für alle offen ist. Ein Theater, das nicht nur für eine Bildungselite verständlich ist, einem bestimmten Kunstverständnis huldigt, das Form über den Inhalt stellt und ästhetische Preziosen hervorbringt. Ihr Theater sollten nicht nur Eingeweihte verstehen, sondern jeder – alle.“

Arthur Thöni, den ersten Preisträger der „Ruth“, schilderte der künstlerische Leiter Gregor Bloéb als „Mann der Tat“, jahrelangen Unterstützer der Volksschauspiele  und als „Ermöglicher“. Bloéb lobte Thönis „Leidenschaft und seine Hingabe, seinen ungebrochenen Willen und seinen Respekt vor der Kunst und den Künstlern“, außerdem „sein großes Herz und seine Liebenswürdigkeit“. Er habe auch in der jetzigen Theatersaison „alles ermöglicht“. Ohne ihn hätten laut Bloéb die Tiroler Volksschauspiele 2023 nie die Qualität erreicht, die heuer auf die Bühne gebracht wurde. Besonders hob der künstlerische Leiter Thönis Einsatz bei der Errichtung der Drehbühne am Birkenberg hervor.

In seinen Dankesworten sagte der Ausgezeichnete, er nehme die Ehrung „nicht nur sprachlos, sondern beinahe zu Tränen gerührt“ entgegen und erinnerte sich mit einem Augenzwinkern daran, dass er in jungen Jahren selbst bei Aufführungen der Volksbühne Telfs auf der Bühne des alten Rathaussaales gestanden sei.

Gregor Bloéb zog auch bereits eine Kurzbilanz seines ersten Theatersommers in Telfs. Knapp 10.000 Kulturinteressierte haben demnach die Veranstaltungen der Tiroler Volksschauspiele in den letzten vier Wochen besucht, drei Viertel davon pilgerten vom 20. Juli bis 12. August auf den Birkenberg, um die Hauptproduktion „7 Todsünden“ zu sehen. Rund 5000 haben dafür den E-Shuttle-Service genutzt, „was uns unglaublich freut und auch darin bestätigt, dass unsere BesucherIinnen die begrenzten Parkplatz-Ressourcen vor Ort sehr ernst genommen haben“, unterstrich Bloéb. Die Auslastung beider Theaterproduktionen, die beide Uraufführungen waren, lag bei 100 Prozent, „was alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist“, zeigte sich der künstlerische Leiter glücklich.

Gregor Bloéb gab auch bereits erste Ausblicke auf die Saison 2024: Man denke an die Wiederaufnahme der „Sieben Todsünden“ und wolle auch wieder ein Projekt zusammen mit den Volksbühnen machen.

Titelbild: Bei der Preisverleihung: Künstlerischer Leiter Gregor Bloéb. Preisträger Arthur Thöni und Cilli Drexel (von links nach rechts). Links: Die von Xaver Valentin geschaffene „Ruth“-Statuette.

Foto: MG Telfs/Dietrich