Segnung der neuen Friedensglocke in Mösern auf Oberland DABEI

„Wir brauchen Glocken, wenn Worte versagen“

Es war ein harmonisches und rundum gelungenes Fest: Am gestrigen Sonntag wurde die neu gegossene Friedensglocke des Alpenraums an ihrem neuen Standort in Mösern gesegnet und erstmals geläutet. Mit Bischof Hermann Glettler und Alt-Landeshauptmann Herwig van Staa wurden außerdem zwei neue „Botschafter der Friedensglocke“ ernannt.

Im Jahr 1997 wurde die Friedensglocke des Alpenraums zum 25-Jahr-Jubiläum der Arge Alp-Gründung in Mösern errichtet. Seither erklang sie – über das Inntal hinweg weithin hörbar – täglich um 17 Uhr. Ein feiner Riss des Klangkörpers hatte es nötig gemacht, das zehn Tonnen schwere Friedenssymbol neu zu gießen. Außerdem wurde der Standort innerhalb von Mösern verlegt. Ab Sonntag war es dann endlich soweit: Die neue Friedensglocke erhob erstmals ihre wohlklingende Stimme.

Zum feierlichen Ereignis waren zahlreiche prominente Gäste in den Telfer Weiler Mösern gekommen, an der Spitze Bischof Hermann Glettler, Landeshauptmann Anton Mattle, Alt-Landeshauptmann Herwig van Staa, Landesrätin Cornelia Hagele und als Hausherr Bürgermeister Christian Härting. Bgm. a. D. Helmut Kopp, neben Landeshauptmann Eduard Wallnöfer einer der „Väter“ der Friedensglocke, konnte krankheitsbedingt leider nicht am Fest teilnehmen. An seiner Stelle nahm sein Sohn Michael als besonderes Geschenk die Wachsform des Tiroler Wappens entgegen, das die Glocke schmückt.

Am Morgen gab es im Zentrum von Mösern einen landesüblichen Empfang, den die Schützenkompanie Telfs und die Marktmusikkapelle gestaltete, dann pilgerte man zum neuen Standort der Friedensglocke nahe dem ehemaligen Menthof-Areal im Nordosten des Weilers. Der neue Platz mit seiner großzügigen Aussichtplattform und dem prächtigen Blick ins Oberinntal wird vielfach als noch schöner empfunden als der bisherige Standort und hat auch sonst einige Vorteile, etwa Barrierefreiheit und bessere Parkmöglichkeiten. Bischof Hermann Glettler nahm die feierliche Segnung des imposanten Werks vor, das erste Geläut setzte der Landeshauptmann in Gang. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von einer Bläsergruppe der Marktmusikkapelle und den Telfer Schützenschweglern.

Botschafter der Friedensglocke ernannt.

Ein weiterer Höhepunkt des von Gemeinderätin Theresa Schromm moderierten Festakts war die Ernennung von Bischof Hermann Glettler und Altlandeshauptmann Herwig van Staa zu „Botschaftern der Friedensglocke“. Dieser Ehrentitel wird traditionell an Persönlichkeiten aus Politik, Religion, Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Sport verliehen, die ihre Bekanntheit dazu nutzen, aktiv an die Botschaft des Friedens und des grenzüberschreitenden Miteinanders zu erinnern. Josef Federspiel, der Obmann des Vereins „Freunde der Friedensglocke“, würdigte als Laudator die Verdienste der beiden neuen Botschafter.

Die Ausgezeichneten bedankten sich herzlich. Weiters ergriffen Landehauptmann Mattle und Bgm. Christian Härting das Wort. In allen Ansprachen und Grußworten kam – angesichts der aktuellen Krisen in der Welt – die Bedeutung des Friedens und damit auch die Bedeutung der Friedensglocke als Symbol zur Sprache. „Jetzt, in dieser bedrängten Situation, hat das Symbol der Glocke noch eine viel stärker Bedeutung“, unterstrich Bischoff Glettler und meinte weiter: „Wir brauchen Glocken, wenn Worte versagen!“

Frieden ist kostbar und zerbrechlich.

Bürgermeister Christian Härting erinnerte daran, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, hier in Mösern den Ausblick auf ein friedliches, lebenswertes und wunderschönes Land genießen zu können. Es sei uns gerade jetzt verstärkt bewusst geworden, wie zerbrechlich Frieden und Wohlstand sind und wie wichtig es ist, tagtäglich für Frieden und Völkerverständigung einzutreten. Aus diesem Grund war der Gemeinde Telfs auch die Erneuerung der Friedensglocke ein großes Anliegen.
„Wir waren uns stets der Wichtigkeit eines Fortbestands dieses Friedenssymbols bewusst“, sagte Härting und bedankte sich bei allen, die die Erneuerung möglich gemacht haben und mithalfen, die erhebliche finanzielle Belastung zu stemmen. Der Gemeindechef dankte dem Land Tirol, der Landesgedächtnisstiftung, dem Tourismusverband Seefeld und weiteren Sponsoren, sowie für die technische Planung und Durchführung dem Bauamt der Marktgemeinde, der Glockengießerei Grassmayr und den bauausführenden Firmen.

Auch Landeshauptmann Anton Mattle ging auf die Symbolik der Glocke ein und sagte u. a.: „Frieden ist der Klang, den unsere Welt gerade jetzt am dringendsten braucht. Wir dürfen und müssen uns glücklich schätzen, in einem friedlichen Alpenraum, eingebettet in das größte Friedensprojekt – die Europäische Union – leben zu dürfen. Frieden ist ein kostbares Gut, das geschützt und gefördert werden muss – von jeder und jedem Einzelnen.“

Ähnlich auf den Punkt brachte die Botschaft der Friedensglocke schließlich auch Annemarie Tribus, die zusammen mit ihrem Mann Alfred sein 25 Jahren den täglichen Glöcknerdienst versieht und ihre Grußbotschaft mit den Worten enden ließ: „Der Frieden kommt nicht von allen, er braucht unseren Einsatz. Und er braucht viele kleine Kompromisse.“

Titelbild: Bischof Hermann Glettler segnet die neue Friedensglocke des Alpenraums.

Foto: MG Telfs/Dietrich