Ein Jahrhundertprojekt komprimiert auf 100 Seiten

Die Eisenbahnverlegung in St. Anton am Arlberg war einer der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte des Ortes am Arlberg. Kaum ein anderes Projekt hat den Ort derart nachhaltig verändert, ihm ein neues Gesicht gegeben und solch großes Entwicklungspotential geschaffen. Diese Geschichte wird nun – exakt 20 Jahre später – in einem Buch festgehalten. Eine öffentliche Präsentation des von der Gemeinde und dem TVB St. Anton am Arlberg finanzierten und durch Adi Werner initiierten Buches kann „Corona-bedingt“ nicht in der gewünschten Form stattfinden. Die Buchvorstellung und die thematisch dazu passende Ausstellung im Ski- und Heimatmuseum werden am 11. Dezember gestreamt und auf sämtlichen Kanälen distribuiert.

„Es gibt zwei Glücksfälle in der jahrhundertelangen Geschichte unseres Ortes, welche nachhaltig das Leben und die Zukunft der hier lebenden Bewohner maßgeblich beeinflusst haben: Der Eisenbahnbau von 1880 bis 1884 und knapp 120 Jahre später – die Alpine Ski-WM 2001, die zusammen mit anderen großartigen Infrastrukturbauten eine Verlegung der Bahntrasse nach Süden bewirkte“, sagt St. Antons Bürgermeister Helmut Mall. Der TVB-Obmann Josef Chodakowsky sieht das ähnlich: „Die Eisenbahn hat unseren Ort St. Anton am Arlberg seit mehr als 130 Jahren maßgeblich geprägt. Nicht nur für die Menschen der Arlbergregion spielte sie eine entscheidende Rolle, sondern auch für die touristische Entwicklung der gesamten Region“ und: „Die Schlagworte Umwelt und Nachhaltigkeit spielen hierbei eine zentrale Rolle. Für die Zukunft ist die klimafreundliche Anreise ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, mit dem die Region punkten kann. Wir sind stolz auf unsere Eisenbahn! Die Buchautorin, Elisabeth Zangerl, erklärt, wie es zum Projekt und Buchtitel kam: „Jahrhundertereignisse sind, wie der Name schon sagt, Ereignisse, die nur einmal im Jahrhundert vorkommen und – um dem Anspruch dieser Definition gerecht zu werden – bis in die Gegenwart von fundamental prägender Bedeutung sind. Die Bahnverlegung in St. Anton war ein solches Jahrhundertprojekt. Daher wurde der Buchtitel dementsprechend gewählt. Die Initiative bzw. Grundidee diese Geschichte in einem Buch fest zu halten, kam von Adi Werner.“ Für das Layout zeigte sich die Werbeagentur Atelier Egger verantwortlich – Grafikerin Barbara Lott und dem Agenturleiter Werner Markl sei von Seiten aller Beteiligter ein großer Dank auszusprechen.

Buch zum Jubiläum. Der spannenden Geschichte rund um die Bahnverlegung in St. Anton am Arlberg, widmet sich nun also ein Buch, das den Titel „Eisenbahnverlegung St. Anton am Arlberg“ trägt und pünktlich zum 20jährigen Jubiläum erscheint – auf Initiative von Adi Werner, dem früheren Tourismusobmann, wurde Autorin Elisabeth Zangerl vor gut drei Jahren (Winter/Frühjahr 2018) mit dem Auftrag, eine objektive Schilderung dieses Mega-Projektes – das sich angefangen von der ersten Idee bis zur Realisierung über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten streckte –  zu verfassen. Thematisch beginnt das erste Buchkapitel mit der Phase der Stagnation, in der sich St. Anton am Arlberg zu Beginn der 1990er Jahre wiedergefunden hat – die Tourismusgeschichte der Arlberggemeinde reichte zu diesem Zeitpunkt immerhin bereits Jahrzehnte zurück. „Neue Impulse mussten her“ – davon waren alle Akteure überzeugt. Aber, auch wenn erste Gespräche zu einer Bahnverlegung auf die St. Antoner Südseite schon in den 1980er Jahren zur Sprache kamen, schien eine Realisierung nicht finanzbierbar. In einem Kapitel blickt die Autorin sogar auf die Zeit des Bahnbaus (1880-1884) zurück: „Bereits zu dieser Zeit wurden verschiedene Streckenvarianten und Bahnhofspositionierungen aufgezeigt – im Zuge meiner Recherche wurde mir klar, dass diese Geschichte wesentlich weiter zurückliegt, als anfangs gedacht“, erklärt Elisabeth Zangerl. „Brandaktuell“ wurde das Thema „Bahnverlegung“ aber dann erst wieder nach dem Zuschlag für die Austragung der Alpinen Skiweltmeisterschaften im Jahr 2001 (der Zuschlag erfolgte 1996 in Christchurch). 

Verschollener Brief wieder gefunden. Verschiedenste Varianten wurden dann geplant – die vielfach präferierte Südvariante schien in den Augen vieler nicht realisier- und finanzierbar. Ein großes Glücksfall, war eine Trassenverordnung Ende der 1980er Jahre, ohne die das Projekt nicht ohne Umweltverträglichkeitsprüfung möglich gewesen und sich dadurch zeitlich nicht ausgegangen wäre. Dieses Thema kommt ebenso im Buch zur Sprache wie das Engagement rund um die im Volksmund genannte „Schuler-Initiative“, auch umfasst das Buch neben weit über hundert Fotos, auch Postwurfsendungen und einen original von Professor Streicher verfassten Brief, datiert mit dem 16. April 1997: „Dieser Brief, der den Stein ins Rollen gebracht hat, schien (selbst für Professor Streicher selbst) lange Zeit verschollen“, erklärt die Autorin und: „Bei zahlreichen Menschen im Ort habe ich nachgefragt – es schien beinahe aussichtslos, diesen Brief zu finden. Schließlich gelang es tatsächlich, diesen originalen Brief im Kellerarchiv von DI Rudolf Streicher in seiner Wohnung in Wien wieder zu finden“, erzählt die Autorin. Im Nachhinein betrachtet war auch der Aufschrei der Schuler-Initiative bedeutend, wie auch beispielsweise DI Karl Schmid im Buch zitiert wurde – so ist im Buch zu lesen: „Die Gegner übten Kritik im richtigen Augenblick, als die Südvariante noch umsetzbar war.“ Zu lesen ist die ganze, spannende Geschichte ab jetzt im neu erschienen 104seitigen Buch, die Autorin erklärt abschließend: „Der Dank gilt allen Menschen – gut 100 an der Zahl – die durch Interviews, Erfahrungsberichte, Fotos, Filme, archivierte Postwurfsendungen, Protokolle und vielem mehr – dazu beigetragen haben, dass diese Geschichte nun in einem Buch festgehalten werden konnte.“

Im Rahmen eines Streamings wird das Buch präsentiert, ebenso die gleichnamige Ausstellung im Museum eröffnet – distribuiert werden soll das Live-Streaming via Top Destination TV St. Anton am Arlberg und über die Homepages der Gemeinde und des Tourismusverbandes St. Anton am Arlberg am 11. Dezember 2020. 

Fotos © Gemeinde St. Anton am Arlberg | Elisabeth Zangerl | Atelier Egger